„Liebe als Verb“ – Wie KESSELHAUT zeigt, dass Liebe mehr ist als Gefühl
Liebe ist ein komplexes Gefühl – manchmal warm, manchmal kalt, immer ambivalent. Doch was, wenn sie nicht nur im Herzen liegt, sondern auch im Handeln? In seinem neuen Song „Big Love“ geht der Künstler KESSELHAUT eine radikale These an: Liebe ist kein Zustand, sondern ein Verb. Ein Verb, das wir täglich ausüben – selbst dann, wenn das Gefühl fehlt.
Im Interview für die „Klangrevolution“ erklärt KESSELHAUT, warum er den Song in der Weihnachtszeit veröffentlichte und warum er die Welt mit kleinen Taten zusammenhält.
Liebe ist nicht nur Gefühl – sie ist Tat
KESSELHAUT beginnt mit einer provokanten These: „Es ist eigentlich ein Song darüber, wie Liebe funktioniert, wenn das Gefühl mal nicht da ist.“ Und genau darin liegt die Pointe.
Während wir oft zwischen romantischer Zuneigung, Sehnsucht und romantischem Kitsch schwanken, zeigt der Künstler, dass Liebe ihre größte Wirkung entfaltet, wenn sie aktiv gelebt wird. Nicht als ständiges Warten auf das „richtige“ Gefühl, sondern als tägliche Entscheidung.
„Wenn man trotzdem freundlich bleibt. Wenn man sich um jemanden kümmert, obwohl man müde ist. Wenn man verzeiht, obwohl man verletzt wurde. Das sind für mich die Momente, in denen Liebe wirklich sichtbar wird.“
Das ist keine leere Philosophie – es ist eine praktische Anleitung, wie wir Beziehungen, Familie und sogar Gesellschaft gestalten können.
Von der elterlichen Liebe zur Liebe der Welt
KESSELHAUT verbindet in „Big Love“ persönliche Erfahrungen mit einer universellen Botschaft. Sein vorheriger Song „You Are My Daughter“ war eine intime Liebeserklärung an seine Töchter – eine Erinnerung daran, wer sie sind und was sie wert sind. Doch „Big Love“ schaut weiter: in die Zukunft, in die Hände derer, die kommen werden.
„Ich wollte ihnen etwas mitgeben: dass ihr größtes Geschenk – ihre Kraft – darin liegt, Liebe zu leben. Nicht nur zu fühlen.“
Die Botschaft ist klar: Liebe ist kein Erbe, das man übergibt, sondern eine Haltung, die man weitergibt. Und diese Haltung gilt nicht nur für Eltern-Kind-Beziehungen, sondern für alle Formen von Liebe – zwischen Freunden, Musikern, sogar zwischen Menschen und der Gesellschaft.
KESSELHAUT betont: „Es gibt so viele Formen von Liebe. Emotionale, romantische, platonische, elterliche. Aber sie sind alle aktiv. Sie sind Taten.“
Liebe als Gegenmittel gegen Einsamkeit und Macht
In einer Zeit, in der Technologie uns verbinden kann, aber menschliche Verbindungen bröckeln, ist diese Botschaft besonders dringend. KESSELHAUT sieht in „Big Love“ eine politische und spirituelle Botschaft:
„Wir leben in einer Zeit, in der vieles gleichzeitig großartig und furchtbar ist. Technologisch sind wir so weit wie nie zuvor, aber menschlich – da gibt’s große Risse. Und genau da kommt ‚Big Love‘ ins Spiel.“
Er kritisiert, wie viele Menschen aus einem Loch heraus handeln – mit Macht, Kontrolle oder Geld, um das Gefühl der Unzulänglichkeit zu kompensieren. Doch Liebe ist das Einzige, was das Loch wirklich füllt.
„Wenn Kinder Liebe nicht erfahren, werden sie Erwachsene, die sie nicht weitergeben können. Das ist der Kreislauf, den wir brechen müssen.“
Doch statt moralischer Vorwürfe geht es um Handlungsaufforderung: Jeder Tag ist eine Entscheidung, Liebe zu leben – selbst wenn sie nicht fühlt.
Weihnachten als Symbol für Wärme und Melancholie
Der Song erscheint kurz vor Weihnachten – und das ist kein Zufall. KESSELHAUT erklärt, warum er diese Jahreszeit gewählt hat:
„Es war mir wichtig, dass ‚Big Love‘ in dieser Jahreszeit rauskommt. Diese Mischung aus Wärme, Familie, Zusammenhalt – aber eben auch Melancholie. Viele Menschen fühlen sich gerade dann einsam oder überfordert. Ich wollte einen Song schreiben, der Trost spendet, ohne kitschig zu sein.“
Weihnachten steht für Zusammenhalt, Geborgenheit und Hoffnung – aber auch für Verlust und Melancholie. KESSELHAUT verbindet diese Dualität: Liebe ist nicht nur Freude, sondern auch die Kraft, in schwierigen Momenten zu handeln.
Liebe als tägliche Entscheidung – ein Moment der KESSELHAUT
KESSELHAUT selbst erlebt diese Form der Liebe in vielen Situationen:
„Viele. Oft nachts, wenn meine Kinder schlafen, und ich denke an die Welt, die sie erben werden. Oder beim Musikmachen mit Menschen, die ich liebe. Diese Verbindung – das gemeinsame Schaffen – ist auch eine Form von Liebe. Sie ist still, aber stark.“
Er betont, dass Liebe kein Zustand, sondern eine Entscheidung ist:
„Liebe als Handlung. Als Kraft, die uns aufrichtet. Deswegen heißt der Song ‚Big Love‘ – nicht, weil sie laut ist, sondern weil sie alles durchdringt, wenn man sie tut.“
Fazit: Ein Song für die Welt, die wir brauchen
In einer Zeit, in der wir uns oft in Einsamkeit, Überforderung und politischer Polarisierung verlieren, ist „Big Love“ eine Einladung zur Achtsamkeit. KESSELHAUT erinnert uns daran, dass Liebe nicht nur im Herzen liegt, sondern in den kleinen Taten, die wir jeden Tag vollbringen.
Ob es um Freundlichkeit, Vergebung, Unterstützung oder sogar das Gute Tun für die Gesellschaft geht – Liebe ist aktiv. Sie ist tägliche Entscheidung. Und sie hält die Welt zusammen.
Und das ist vielleicht der schönste Weihnachtsgedanke von allen:
Du musst nicht perfekt fühlen, um gut zu handeln. Du kannst trotzdem lieben.

